Küttiger Anzeiger 2022

GZA/PPA 5024 Küttigen Produktionsverantwortung als GU: ib-Print AG, www.ib-print.ch, Tel. 079 605 15 38 mit Produktionspartner: Kromer Print AG, Industrie Gexi, 5600 Lenzburg, Tel. 062 886 33 33 NACHRUF Margrit Wehrli-Roth, 1920–2021 Ihre Familie und die Reben waren alles Nach einem langen, aufopfern- den und glücklichen Leben ver- starb kurz vor Weihnachten 2021 am 12. Dezember Margrit Wehrli im 102. Lebensjahr im Pflegezentrum Barmelweid. Den Humor, die Zuversicht und Zu- friedenheit hat sie trotz der Al- tersbeschwerden im Kreise ihrer grossen und geliebten Familie bis zum Schluss behalten. Das beste Rezept für ihre Gesundheit war immer und aus Überzeugung regelmässig ein Gläschen Wein. Manchmal auch zwei, den «Er- linsbacher» fast lieber als den «Küttiger», weil dieser feiner sei – oder weil sie selbst Erlinsba- cherin war? Einfachste Umgebung waren wenige Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges das Le- bensumfeld, in welchem Margrit mit Bruder Hans, Schwester Li- seli und ihren Eltern aufwuchs. Nach der Schule wurde gearbei- tet, in der Fabrik. Die Dorfver- eine boten das Freizeitprogramm und die Erlinsbacher Fasnacht war bis in den letzten Lebens- jahren ihr besonderes Vergnü- gen. Beim Theaterspielen und mit der Volkstanzgruppe ver- brachte Margrit viele vergnügte Stunden. Ihr Lachen, ihre Freude und die Zufriedenheit waren je- doch nicht gespielt. Kaum etwas konnte sie trügen. Dabei kam ihr auch gelegen, dass ihr zu- künftiger Mann Röbi, zwar aus Küttigen, ähnliche Lebensvor- züge hatte. Sie tanzten, feierten Trottenfeste, luden zum Um- trunk ein und liebten die Ge- selligkeit. Der Zweite Weltkrieg trennte das junge Paar. Röbi sicherte in Stein am Rhein als Soldat die Grenze und Margrit besuchte ihn mit dem Velo, über die Staffelegg, hin und zurück, meist auf Naturstrassen. Nach dem Krieg heiratete das kriegs- erprobte Liebespaar und bezog an der Oberdorfstrasse 3 in Küt- tigen im 1. Stock ihre Wohnung. Margrit blieb bis zu ihrem 95. Geburtstag, ehe der Umzug ins Pflegezentrum unumgänglich wurde. Vier Kinder erfüllten Vater und Mutter ein reiches Fa- milienleben. Dazu gesellte sich die Arbeit in den Reben. Sie gab ihr Kraft, sorgte für Freiheit in der Natur, den geliebten Duft von Blüten und Blumen. Daraus wuchs ihr Lebensrezept: Immer ein Gläschen Wein, vielleicht auch zwei. Der Hang am Ha- senberg war steinig und stotzig, die Bearbeitung schwierig und hart. Margrit am Pflug und Röbi an der Seilwinde. Neben Wein- bau waren die Kühe, Saat- und Erntearbeiten auf dem Bauern- hof zu pflegen. Röbi wurde in den Gemeinderat gewählt, Mar- grit sorgte sich um die Kinder und hielt ihm den Rücken frei. Beim Heuet oder bei der Wein- leset packten alle an, später das halbe Dorf. Sie ist eine der Wur- zeln für das heutige erfolgreiche Weinbauunternehmen Wehrli. Mit den Enkelkindern gab es für Margrit eine nächste Glücks- welle. Diese liebte sie über alles und erfüllten sie mit viel Stolz. Schliesslich durfte sie sich vier- fach als Urgrossmutter feiern lassen. Ein langes Leben birgt auch schwere Zeiten. Der Ver- lust ihres Mannes nach langer krankheitsbedingter Pflege oder der unfassbare Tod ihrer Enkelin Petra im 10. Lebensjahr machte sie traurig. Margrit suchte und fand ihren Halt immer in der Gemeinschaft und in der Fami- lie. Die Einfachheit ihres Lebens, die Zufriedenheit und die stete Zuversicht waren ihr eine wich- tige Stütze. Dazu kam ihr Rezept für ein langes, über 100jähriges Leben: Ein Gläschen Wein, viel- leicht auch zwei. MSU Margrit Wehrli-Roth

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