Küttiger Anzeiger 2022
Interview mit Ernst Güdel, einem musikalischen Bewohner des Seniorenzentrums Wasserflue Guten Tag Herr Güdel, Danke, dass Sie mir ein Interview zu Ihrer Musikleidenschaft geben. Seit wann musizieren Sie? Ich wollte schon früh musizieren, aber ich durfte nie spielen. Mein Vater hat das nicht geduldet. Nur wenn mein Vater selber – samstags in seiner Schreinerei auf dem Hobelbank sitzend mit einem Kasten Bier neben sich - Handorgel gespielt hat, mussten ihm alle Kollegen zuhören. Mit 16 ging ich in die Jungmusik in Erlinsbach und habe dort eine Trompete erhalten. Damals sagte mein Lehrer, ich müsse üben und dann würde ich aufgenommen. Mein Vater verbot mir, zu Hause zu spielen. Er meinte, ich solle im Wald üben – wegen dem Lärm - obwohl er ja selber musiziert hat. Wie ging es dann weiter? Ich durfte kurze Zeit später als Schlagzeuger Teil der 5-köpfigen Band Willi Horst werden. Als die Band berühmt wurde, ging ich berufshalber zur Uhrenindustrie ins Welschland arbeiten und hatte keine Zeit mehr zu musizieren. Was war Ihre Aufgabe als Schlagzeuger in der Band? Das Schlagzeug ist heute wichtig und sehr taktgebend, früher musste man „bäsele“, ja nicht zu fest schlagen. Einmal an einem Frauenchorabend habe ich mal etwas Gas gegeben, da wurde aber vehement reklamiert. Ich musste mich also etwas zügeln Und seit Ihrem Wegzug ins Welschland haben Sie nicht mehr musiziert? Mit meiner Pensionierung mit 60 habe ich das Keyboard für mich entdeckt. Dies war ein lange von mir gehegter Wunsch. Ich habe angefangen, Unterricht bei Zulauf zu nehmen und nebenbei habe ich auch komponiert. (zeigt mir den Ordner mit den Kompositionen) Der Lehrer meinte, ich müsse die Pausen einhalten, was ich nie gemacht habe; ich wollte vorwärts machen. Anfangs habe ich Nächte lang geübt mit Kopfhörer, sodass meine Frau schlafen konnte. Es war ein Kampf, bis ich so weit war, wie ich heute bin. Es ist sehr befriedigend, die eigene Musik zu hören und zu spielen. Zum Glück habe ich nie aufgegeben. Es lehrt einem, nicht lockerzulassen und an etwas dran zu bleiben. Vo nüt chunt nüt.dra bliebe. Was war das musikalisch emotionalste Ereignis Ihres Lebens? Die Zeit in der Karibik in Antigua: dort hat mir die „Chübelmusik“ am besten gefallen . Es symbolisierte die absolute Freiheit. Eine ganz tolle Stimmung. Jeder hat mit jedem getanzt. Aus wenig Tönen wird ein enorm schöner Rhythmus. Er beginnt sofort an zu strahlen. Es stimmte alles. Wie sieht ihre Musik heute aus? Das neuste Keyboard, das ich gekauft habe, habe ich wieder umgetauscht: Es war mir einfach zu modern. Im Gegensatz zu meinen Anfängen als Keyboardspieler, wo ich regelmässig im Restaurant Frohsinn gespielt habe – immer alleine mit Lautsprecher- musiziere ich heute mit 88 hauptsächlich für mich und meine Frau, Anita. Sie tanzt zu meiner Musik. Wir vergessen all unsere Sorgen und alles ist gut in diesem Moment. Wenn ich nicht mehr spiele, dann bin ich gestorben. Herzlichen Dank für das Interessante Interview und weiterhin viel Freude an der Musik. Möchten auch Sie mal die Lebensgeschichte einer Bewohnerin oder eines Bewohners des Senioren- zentrums hören, so melden Sie sich bei Karin Blattner, Aktivierung, Tel. 062 839 10 50 Redaktion/Verfasser Verein Seniorenzentrum Wasserflue DS Wasserflue-Splitter e vorwärts machen.
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